Foto: JBergner
Geschichte:
Das Anwesen des Friedstein war 1544 im Besitz des Andreas Allenbecke von „Freibergk“, womit dieser vermutlich aus Freiberg selbst oder der unmittelbaren Umgebung stammte. Im Jahr 1602 lässt sich ein Dr. Röllingk nachweisen, dem 1675 Christian Siegmund von Reichenbrodt auf Schrenkendorf folgte, ein Nachkomme des Geheimsekretärs des Kurfürsten Johann Georg I., Christian Reichbrod von Schrenkendorf (1613–1660), Rittergutsbesitzer in Pesterwitz.
Später besaß Jakob Friedrich Schilling (1660–1742) aus der Adelsfamilie Schilling dieses und auch weitere Weingüter, so unter anderem dasjenige von Schloss Proschwitz. Sein Nachfahre Rudolf Schilling sollte zwei Jahrhunderte später die Villenkolonie Altfriedstein errichten.
Giebelseite des Herrenhauses Altfriedstein, noch mit aufgestocktem Westflügel (von Westen aus, vor 1900). Links oben die Friedensburg
Heute abgebrochener Westflügel Altfriedsteins, vom südlich gelegenen Garten aus. Im Hintergrund das Berghaus Neufriedstein.
Ab 1734 (oder 1736[4]) erwarb der kurfürstlich-sächsische „Haus-Kellner“ (Leiter der Hofkellerei, dem der Kellermeister und die Mundschenken unterstehen) und spätere Oberlandweinmeister Friedrich Roos († 1757) umfangreichen Weinbergsbesitz auf der später als Niederlößnitz aus Kötzschenbroda abgetrennten Flur. Auf diesem Rooseschen Weinberg baute er 1743 bis 1745 anstelle eines 1742 abgebrannten Viehhofs ein barockes Herrenhaus mit Orangerie und Wasserkunst (durch die Roos’sche Wasserleitung versorgt) und legte einen Park an. Das Herrenhaus erhielt einen Dachreiter mit Turmuhr und Glockenspiel. Er legte auch eine Kastanienallee als Zufahrt von der Meißner Straße aus an (später Alleestraße). Eventuell benannte bereits Roos den Besitz Mon Repos[4], eine Benennung, die in der sonstigen Literatur erst dem Grafen Brühl zugeordnet wird. Roos‘ Sohn Alexander übernahm 1747 das Anwesen und überließ es 1749 dem Vetter Heinrich Roos, ebenfalls kurfürstlicher Oberlandweinmeister.
Der sächsische Premierminister Heinrich Graf von Brühl (* 13. August 1700 in Weißenfels; † 28. Oktober 1763 in Dresden) erwarb 1763 den Rooseschen Weinberg und nannte ihn Mon Repos (französisch: mein Ruheplatz). Nach Brühls kurz darauf folgendem Tod verkauften seine Erben das Anwesen 1770 an den Pariser Juwelier Carl August Böhmer, der als Schöpfer des Colliers der Königin Marie Antoinette in die sogenannte Halsbandaffäre verwickelt war. In der Folgezeit kam Altfriedstein 1784 bis 1812 in den Besitz von Louise Sophia Johanna Gräfin von Zinzendorf und Pottendorf, es folgten Kabinettsminister Ludwig Graf Senfft von Pilsach sowie die Kaufleute Ludwig Pilgrim (ab 1816) und ab 1818[5] sein Schwager Georg Schwarz, beide Schwiegersöhne von Johann Peter Hundeiker, die 1836 die nahegelegene Sektkellerei Bussard gründeten.
1822 besuchte Jean Paul, der zu Besuch bei seiner Schwägerin Wilhelmine (Minna) Uthe-Spazier in Dresden war, die mit dieser bekannte Familie Schwarz zweimal auf ihrem „Wein- und Landsitz Friedstein“[6] in der Lößnitz. Dabei lernt er nicht nur den „reichen Vertrauten des russischen Kaisers“[6] (Schwarz) kennen, sondern auch dessen Schwager Ludwig Pilgrim und seine Frau Elise, eine Schriftstellerin und „glühende Verehrerin Jean Pauls“,[7] sowie den Schwiegervater Hundeiker.[7]
Nach Georg Schwarz‘ Erwerb des westlich gelegenen Weingutes und seiner Umbenennung in Neufriedstein wurde das Friedstein genannte Anwesen in Altfriedstein umbenannt.
Lage von Herrenhaus Altfriedstein (rot eingefärbt), 1857. Rechts oben der Leimgrund mit Schwarzes Teich. Von unten die „lange Kastanienallee […] von der Kunststraße“[8] aus. Unten rechts an der gestrichelten Linie: Station Kötzschenbroda.
Ab 1844 war Altfriedstein auch als Thomann’s grüntürmiges Schloss bekannt,[9] nach dem Besitzer Paul Thomann beziehungsweise dessen Witwe, die im Osten des Herrenhauses nach Norden hin einen langen Seitenflügel ergänzte. Einschließlich „herrlichem parkähnlichem Garten“ südlich des Hauses sowie der Weinberge hatte das Anwesen zu jener Zeit eine Größe von 34 Acker 45 Quadratruten (18,9 Hektar).[8] Dann folgten 1852 Emil Lutterroth und 1858 D. Thienemann. Otto Thienemann, Bruder des Berthold Thienemann vom Hohenhaus, erwarb Altfriedstein im Jahr 1870. 1867 gründete Carl Moritz Krieger dort seine Kriegersche Lehr- und Erziehungsanstalt mit Pensionat, die 1872 auf die Meißner Straße 227 verlegt wurde.
Flurstücksplan Altfriedstein, 1883
Ab 1878 gehörte Altfriedstein Carl Lamsbach, dem späteren Ersten Gemeindeältesten der Gemeinde Niederlößnitz. Dieser errichtete ein Maschinenhaus sowie ein Reservoir auf der Bergkuppe, sodass das Trinkwasser nicht mehr vom an der Winzerstraße tiefer gelegenen Brunnen hinaufgetragen werden musste. Darüber hinaus wurde das Anwesen mit Brauchwasser über die bereits von Roos angelegte Wasserleitung von Schwarzes Teich aus versorgt, die im Hof auf der Nordseite des Hauses endete. 1883 stockte Lamsbach den Westflügel auf, um dort eine Pension hineinnehmen zu können. 1895 wurde das ganze Herrenhaus in eine Pension umgebaut.
1899 wurde der gesamte Besitz an die Architekten Schilling & Graebner verkauft, die als Projektentwickler das Grundstück parzellierten und ab 1902 die Villenkolonie Altfriedstein errichteten. Mit der Anlage der Brühlstraße wurde Altfriedstein direkt erschlossen (heute Prof.-Wilhelm-Ring 1). Die bedeutsamste Villa der Villenkolonie ist die den Abschluss nach Norden bildende, 1911 erbaute Meyerburg.
Quelle: Wikipedia